Es gibt Momente, in denen die Natur ihr ganz eigenes Schauspiel inszeniert – wild, mächtig und voller Energie. Der Himmel verdunkelt sich, die Luft wird schwer, ein grollendes Donnergrollen rollt über die Felder, und plötzlich durchzuckt ein gleißender Blitz die Wolkenwand. Ein Gewitter ist nicht einfach nur Wetter – es ist das dramatische Aufbegehren der Atmosphäre, ein Naturballett aus Licht, Klang und Wasser. Doch was steckt eigentlich hinter diesem imposanten Spektakel?
Was ist ein Gewitter?
Ein Gewitter ist ein Wetterphänomen, bei dem es in einer hoch aufgetürmten Wolke – meist einer sogenannten Cumulonimbus-Wolke (1) – zu elektrischen Entladungen kommt. Diese äußern sich in Blitzen und Donner, oft begleitet von heftigem Regen, Wind oder Hagel. Es ist, als würde sich der Himmel überhitzen und sich dann mit einem gewaltigen Knall abkühlen – eine Explosion der Naturkräfte zwischen Himmel und Erde.
Wie entsteht ein Gewitter?

Stell dir einen heißen Sommertag vor. Die Sonne brennt vom Himmel, die Erde glüht, und feuchte Luft steigt in wilden Spiralen nach oben – wie aufgewühlter Wasserdampf aus einem brodelnden Kessel.
Diese aufsteigende warme Luft kühlt in der Höhe ab und bildet dabei mächtige Quellwolken, die immer weiter in den Himmel wachsen – teils bis zu 12 Kilometer hoch. Die Cumulonimbus-Wolke (1) entsteht. In ihrem Inneren tobt ein ständiges Auf und Ab: Warme Luft steigt, kalte Luft sinkt. Dabei reiben sich Wassertröpfchen und Eiskristalle aneinander und laden sich elektrisch auf – wie ein Pullover, den man zu schnell über den Kopf zieht.
Schließlich entlädt sich die Spannung in Form eines Blitzes – ein elektrischer Kurzschluss, der Himmel und Erde für Sekundenbruchteile verbindet (2).
Wie oft gewittert es in Deutschland?

In Deutschland zuckten in 2024 über 180.000 Blitze zwischen Wolken und der Erde (3). Die Anzahl der Gewittertage variiert je nach Region – im Süden und Südwesten sind es durchschnittlich 20 bis 35 Gewittertage im Jahr, während der Norden und Nordosten etwas seltener von Blitz und Donner heimgesucht werden. Die meisten Gewitter gibt es im Sommer, vor allem im Juli.
Was ist der Unterschied zwischen einem Gewitter und Wetterleuchten?
Wetterleuchten (4) ist das ferne Flackern eines Gewitters, das du zwar sehen, aber nicht hören kannst. Es ist wie das Flimmern eines fernen Sturms am Horizont, der seine Energie in Blitzen entlädt, doch der Donner erreicht dich nicht mehr – weil er zu leise oder zu weit entfernt ist.
Ein Wetterleuchten kann man am besten bei Nacht beobachten. Such dir am besten einen Platz hoch oben, bei dem du rundherum eine freie Sicht hast.
Ein echtes Gewitter hingegen ist ein Komplettprogramm: Blitze, Donner und meist auch Regen, Hagel oder starker Wind sind direkt spürbar.
Was ist ein Blitz? Und verläuft er wirklich von oben nach unten?
Ein Blitz ist eine gewaltige elektrische Entladung zwischen verschiedenen geladenen Wolken, Wolkenteilen (Wolkenblitz) oder zwischen Wolken und der Erde (Wolke-Erde-Blitz).
Er ist heißer als die Oberfläche der Sonne, bis zu 30.000 Grad Celsius heiß. (6)
Entgegen der landläufigen Vorstellung „zuckt“ ein Blitz nicht einfach nur von oben nach unten. Vielmehr beginnt der Blitz in Etappen:
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Zuerst „tastet“ sich ein sogenannter Leiterblitz von der Wolke herab, in schnellen, kaum sichtbaren Sprüngen.
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Gleichzeitig steigen vom Boden kleine, positiv geladene Fangentladungen auf.
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Treffen sich diese beiden – wie Liebende in einem elektrischen Tanz – erfolgt die eigentliche Hauptentladung: der sichtbare Blitz.
Der Blitz verläuft also sowohl von oben nach unten als auch von unten nach oben, wobei die initiale Bewegung in der Regel von der Wolke ausgeht.

Wie entsteht Donner?
Der Donner ist der Klang des Blitzes. Wenn die Luft plötzlich auf über 30.000 Grad erhitzt wird, dehnt sie sich schlagartig aus – wie eine Explosion. Diese Druckwelle breitet sich als Schallwelle aus: Wir hören sie als Donner. Je nach Entfernung klingt er wie ein dumpfes Grollen oder ein splitterndes Krachen. (5)
Warum ist der Donner erst nach dem Blitz zu hören?
Licht ist schnell – es reist mit knapp 300.000 Kilometern pro Sekunde (10). Schall (11) hingegen ist ein gemütlicher Wanderer, er schafft nur rund 340 Meter pro Sekunde. Daher sehen wir den Blitz sofort, hören den Donner aber erst Sekunden später. (6)
Ein kleiner Trick: Zähl die Sekunden zwischen Blitz und Donner und teile sie durch drei – so weißt du ungefähr, wie viele Kilometer das Gewitter entfernt ist und kennt seine Entfernung. (6)
Regnet es immer bei einem Gewitter?

Nicht zwingend. Zwar gehen viele Gewitter mit starken Regengüssen einher, aber es gibt auch sogenannte trockene Gewitter (8) – vor allem in heißen, trockenen Regionen. Hier verdunstet der Regen, bevor er den Boden erreicht. Die Gewitterzelle entlädt sich trotzdem elektrisch, auch ohne Tropfen auf deiner Haut.
Warum sind Gewitterwolken meist dunkel?
Gewitterwolken wirken wie gigantische Schattenwesen, weil sie so mächtig und dicht sind, dass das Sonnenlicht sie kaum durchdringen kann. Ihre dunkle Farbe ist also ein Spiel aus Dichte und Höhe: Je mehr Wasser sie enthalten und je höher sie aufragen, desto weniger Licht gelangt hindurch. Es ist, als würde der Himmel den Vorhang zuziehen – bevor der Sturm beginnt. (9)
Wie verhalte ich mich am besten bei Gewitter?
Sobald es blitzt und donnert, gilt: Sicherheit zuerst! Hier einige Regeln:
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Bleib im Haus oder Auto. Ein Auto wirkt wie ein Faradayscher Käfig – es leitet die Blitze um dich herum. (7)
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Bäume meiden und offene Felder. Bäume können Blitze anziehen, Felder machen dich zum höchsten Punkt. (7)
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Hock dich hin, wenn du im Freien bist, mit geschlossenen Füßen – so minimierst du den Kontakt zum Boden. (7)
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Kein Baden oder Duschen! Wasserleitungen können Blitze leiten. (7)
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Elektronik ausstecken! Blitze können Stromkreise zerstören. (7)
Welche Irrtümer gibt es beim Verhalten bei Gewitter?
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„Blitze schlagen immer ins höchste Objekt ein.“ – Nicht immer! Auch niedrigere Objekte können betroffen sein, abhängig von Leitfähigkeit und Umgebung.
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„Ein Blitz schlägt niemals zweimal an derselben Stelle ein.“ – Oh doch! Besonders hohe Bauwerke wie der Berliner Fernsehturm werden regelmäßig getroffen.
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„Gummistiefel schützen vor Blitzen.“ – Leider nein. Die Spannung eines Blitzes ist so enorm, dass Gummistiefel keinen Schutz bieten.
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Gummistiefel bieten KEINEN zuverlässigen Schutz gegen Blitze. „Unter Bäumen ist man sicher.“ – Ein gefährlicher Irrtum! Bäume leiten Blitze, und abplatzende Rinde oder herabfallende Äste können lebensgefährlich sein.
Fazit: Wenn der Himmel donnert…
Ein Gewitter ist mehr als nur Regen und Donner – es ist das Echo der Elemente, das Zusammenspiel von Hitze, Kälte, Licht und Klang. Wenn du das nächste Mal den ersten Blitz siehst, denke daran: Du wirst Zeuge eines uralten Rituals, das die Erde seit Millionen von Jahren elektrisiert.
Bleib achtsam – und genieße das Schauspiel aus sicherer Entfernung.
Quellennachweis:
(1) = https://de.wikipedia.org/wiki/Cumulonimbus
(2) = https://www.planet-schule.de/mm/die-erde/Barrierefrei/pages/Wie_entstehen_Gewitter.html
(3) = https://www.stern.de/panorama/wetter/gewitter–karte-zeigt–wo-es-deutschland-am-haeufigsten-blitzt-34979978.html
(4) = https://de.wikipedia.org/wiki/Blitz#Wetterleuchten
(5) = https://www.br.de/kinder/blitz-donner-gewitter-kinder-lexikon-100.html
(6) = https://de.wikipedia.org/wiki/Gewitter
(7) = https://www.allianzdirect.de/hausratversicherung/verhalten-bei-gewitter-ratgeber/
(8) = https://utopia.de/ratgeber/trockengewitter-warum-es-dabei-nicht-regnet-aber-brennen-kann_563713/
(9) = https://www.swr.de/swrkultur/wissen/warum-sind-gewitterwolken-dunkel-106.html
(10) = https://de.wikipedia.org/wiki/Licht
(11) = https://de.wikipedia.org/wiki/Schall